Prunk unter Tage: die Grabkammer in Köln-Weiden

Ist das typisch Köln? Da gibt es ganz im Westen, genauer etwa 400 m stadtauswärts ab der Haltestelle Weiden/Schulstrasse eine der größten und beeindruckendsten römischen Grabkammern nördlich der Alpen und kaum einer weiß etwas davon.  Direkt an der Aachener Straße gelegen ist sie zur Zeit an jedem dritten Samstag im Rahmen von öffentlichen Führungen zu besichtigen, ich habe diese Möglichkeit im Februar 2019 genutzt.

So unscheinbar präsentiert sich die Grabkammer in Weiden an der Aachener Strasse 1328 von außen. Durch das kleine Türchen links gelangt der Besucher in den oberen Teil der Anlage, der als Schutzbau bezeichnet wird. Früher befand sich hier ein römischer Tempel, der aber nicht mehr existiert. Nach dem zufälligen Fund bei Erdarbeiten Mitte des 19 Jhdts. und dem Ankauf der Anlage durch den preußischen Staat wurde niemand Geringerer als Ernst Friedrich Zwirner, der bis zu seinem Tod für die Komplettierung des Kölner Doms zuständig war, mit der Rekonstruktion und der Restaurierung der Grabanlage betraut. 

Damit die Öffentlichkeit Zugang zu diesem einmaligen Befund bekommt, errichtete Zwirner zusätzlich noch ein Wohnhaus für den "Chaussee-Aufseher" und dessen Familie, auf dem Bild rechts zu sehen. In diesem Gebäude wird zur Zeit eine Dauerausstellung eingerichtet, die Mitte des Jahres eröffnet wird. 


Diese beiden Säulen sind das Einzige, was von dem früheren Tempel noch übrig ist. Sie sind in dem Zwirnerschen Schutzbau aufgestellt, der mit seinen Säulen und Gewölben ein eine kleine Kapelle erinnert. Das Mauerwerk besteht aus handgemachten Ziegeln, keiner gleicht dem anderen. Was die Besucher vielleicht vermissen werden sind Info-Tafeln, Vitrinen und Ähnliches. Die Absicht dahinter ist es, die Grabkammer im bestmöglichen Originalzustand zu präsentieren. Deshalb dürfen nur Gruppen in Begleitung eines Guides betreten, damit das so bleibt. An meinem Besuchstag hat uns Prof. Dr. Heinz Günter Horn geführt, nach eigener Aussage früher einmal der "oberste Denkmalschützer von Nordrhein-Westfalen". Heute ist er Vorsitzender des Vorstands des Fördervereins Römergrab Weiden e.V. und versteht es darüber hinaus, den Gästen in launiger Weise und verständlich die Grabkammer und ihre Geschichte zu präsentieren.


Über zwei Treppen gelangt der Besucher in die eigentliche Grabkammer, die knapp sechs Meter unter dem heutigen Laufniveau liegt. Formatfüllend lenkt ein mächtiger Sarkophag alle Blicke auf sich. Allerdings dürfte er erst einem früheren Einsturz der Decke hier gelandet sein, ist doch um sechs breiter als die beiden Steinsäulen, die den Eingang zu diesem unterirdischen Raum bilden. Das Medaillon in der Mitte zeigt vermutlich das Besitzerpaar der villa rustica (Gutshof), der in der Nähe des Römergrabs vermutet wird. Das Gesicht der Frau (Mitte links) ist bereits ausgearbeitet, ein Zeichen dafür, dass zumindest sie in diesem Sarkophag gelegen haben könnte. Die allegorischen Figuren zeigen zwei der vier Jahreszeiten, links den Frühling, dargestellt durch einen mit Blüten gefüllten Korb, rechts den Winter, erkennbar an den Früchten und einem erlegten Entenpaar.


Wie im richtigen römischen Leben ist hier unten ein Triclinium nachgebildet, also ein Speisesaal mit drei Klinen, wie in der Bildmitte dargestellt. Der vornehme Römer aß schließlich im Liegen, und so sollte es auch im Jenseits sein. Die ausgestellten Büsten sind in der zweiten Hälfte des 2. Jhdts. aus Carrara-Marmor gefertigt worden. Zwar ist nicht bekannt, wen sie darstellen, aber sicher ist, dass diese Personen hier bestattet worden sind.


Prof. Dr. Heinz Günter Horn und "Guidemichael" Michael Markolwitz


Meine Empfehlung: hingehen und angucken, zumal ab dem 30.03.2019 das Prätorium in der Innenstadt auf Jahre schließt und Köln um eine unterirdische Attraktion ärmer ist. Die Anfahrt (am besten mit der KVB, Linie 1) ist etwas aufwendig, aber es lohnt sich.

 

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